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Lachssperma für die Haut – Wunderserum oder Wellness-Gag?

Mann berührt Fisch

Ein neuer Beautytrend sorgt international für Aufsehen: die sogenannte Lachssperma-Therapie, auch bekannt als „Salmon Sperm Facial“. Sie verspricht strahlende Haut durch biotechnologische Magie – doch was steckt wirklich hinter dem Hype? Ein Blick hinter die glitzernde Fassade einer umstrittenen Innovation.

Der Trend aus Korea, der um die Welt geht

Wenn ein Beautytrend aus Südkorea stammt, horcht die Branche auf. Schließlich gilt K-Beauty als Innovationsmotor, der in den letzten Jahren globale Standards gesetzt hat. Doch diesmal ist die Aufmerksamkeit besonders groß und der Stoff, um den es geht, sorgt, sofern man noch nicht botoxiert ist, für Stirnrunzeln: Lachssperma.

Offiziell heißt die Methode „PDRN-Therapie“ oder „Polynucleotide Facial“. Die aktiven Substanzen werden aus der DNA männlicher Lachse gewonnen und sollen die Regeneration der menschlichen Haut anregen. Ursprünglich stammt das Verfahren aus der medizinischen Wundheilung. Heute wird es in exklusiven Kliniken von Seoul bis Los Angeles als Anti-Aging-Wunder verkauft. Mit Versprechen, die zwischen wissenschaftlicher Faszination und Marketing-Übertreibung pendeln.

Zwischen Wissenschaft und Wunschdenken

Polynukleotide – so nennen Fachleute die DNA-Fragmente, die in der Therapie verwendet werden – sollen die Zellregeneration anregen, die Hautbarriere stärken und den Feuchtigkeitsgehalt verbessern. Doch was klinisch plausibel klingt, ist in der Praxis noch wenig belegt. Die bisherigen Studien stammen meist von Herstellern selbst und haben begrenzte Aussagekraft. Die renommierte US-Dermatologin Dr. Amy Spizuoco bezeichnet das Verfahren daher als „interessant, aber experimentell“. Langzeitdaten fehlen, und die genauen Mechanismen seien noch nicht vollständig verstanden.

Trotzdem boomt der Trend. Stars wie Kim Kardashian und Jennifer Aniston sollen das sogenannte „Salmon Sperm Facial“ ausprobiert haben. Auf TikTok häufen sich Clips, in denen Influencerinnen die leicht milchige Substanz auf ihre Gesichter tupfen – begleitet von Schlagworten wie „miracle glow“ und „DNA therapy“.

Schönheit mit Beigeschmack

Doch so faszinierend das Verfahren klingt, so kontrovers ist es auch. Kritiker bemängeln, dass der Begriff „Lachssperma“ in erster Linie ein PR-Gag sei. Was tatsächlich verwendet wird, sind gereinigte DNA-Fragmente, keine biologischen Flüssigkeiten im klassischen Sinn“. Trotzdem: Der Name bleibt im Gedächtnis und verkauft sich hervorragend.

Ethik-Organisationen wie PETA warnen indes vor möglichen Tierschutzproblemen bei der Gewinnung der Ausgangsstoffe. Zwar stammen viele Präparate aus nachhaltigen Fischzuchten, doch die Herkunft ist nicht immer transparent. „Die Branche muss Verantwortung übernehmen und klarstellen, wie diese Substanzen hergestellt werden“, fordert eine Kosmetikforscherin aus Mailand.

Pipette mit Flüssigkeit

Die Wirtschaft hinter dem Hype

Inzwischen ist die Lachssperma-Therapie ein lukratives Geschäft. Exklusive Schönheitskliniken in London, New York und Dubai verlangen zwischen 400 und 1.200 Euro pro Behandlung. Hersteller werben mit „natürlicher DNA-Regeneration“ und „klinisch geprüfter Tiefenwirkung“. Der Markt für biotechnologische Kosmetik – sogenannte „Bioactive Skincare“ – wächst rasant. Laut einer Studie des Beratungsunternehmens Mintel soll das Segment bis 2030 weltweit ein Volumen von über 15 Milliarden Dollar erreichen.

Kritiker sehen darin allerdings vor allem einen weiteren Beleg für den Trend zur Luxus-Ästhetik: teure Produkte, deren Nutzen wissenschaftlich schwer überprüfbar bleibt. Was früher Goldpartikel oder Schneckenschleim waren, ist heute Lachs-DNA. Es ist das immer gleiche Versprechen: ewige Jugend in einer Ampulle.

Zwischen Hoffnung und Hype

Für viele Kundinnen spielt die Wissenschaft dabei nur eine Nebenrolle. Entscheidend ist das Gefühl, etwas Besonderes zu tun und das Bedürfnis, der eigenen Haut Gutes zu gönnen. Doch Dermatologen mahnen zur Vorsicht: Auch wenn allergische Reaktionen selten sind, können Infektionen oder Reizungen auftreten, wenn die Anwendung unsachgemäß erfolgt. Wer die Behandlung in Erwägung zieht, sollte sie nur bei qualifizierten Fachärztinnen durchführen lassen – und realistische Erwartungen haben.

Mehr Mythos als medizinisches Wunder

Ob Lachssperma tatsächlich das neue Botox ist, bleibt fraglich. Fest steht: Der Trend erzählt viel über den Zeitgeist. Schönheit soll heute möglichst „natürlich“ wirken, aber technisch perfektioniert sein. Biotechnologie wird zum neuen Luxus, Wissenschaft zur Ästhetik-Marke. Vielleicht ist das wahre Erfolgsgeheimnis der Lachssperma-Therapie gar nicht die DNA des Fisches, sondern die Psychologie des Menschen: der Wunsch, durch eine kleine Dosis Wissenschaft das Altern ein wenig zu überlisten.

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